Instrumentalisierung und Körperentfremdung
Kennst du Momente, in denen du von deinem Körper verlangst, dass er funktionieren und leisten soll? Oder Momente, in denen du auf deinen Körper zeigst und ihn abwertest? Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich habe früher als Jugendliche hunderte von Situps pro Tag gemacht, um ein Sixpack wie im Bilderbuch zu bekommen. Wenn ich mich beim Fußballspielen mit meinem Bruder oder im Leichtathletiktraining verletzt habe, war ich oft wütend auf meinen Körper, hab ihn abgelehnt und für schwach und verletzungsanfällig gehalten.
Kommt dir sowas bekannt vor? Wenn du dich vielleicht müde fühlst oder du körperliche Schmerzen hast? Bist du deinem Körper zugewandt und lauschst der Botschaft hinterm Symptom? Oder denkst du dir eher „hör bloß auf damit!“. Wenn dein Körper sich nach Erholung sehnt, schenkst du sie dir? Oder musst du erst noch 1, 2, 3, 4 oder 5 Dinge erledigen, bevor du dein Bedürfnis nach Erholung erfüllst?
Ich will dir damit näher bringen, dass wir uns manchmal (unbewusst) vom Körper entfernen oder ihn zum Gegner machen. Das kann auch dazu führen, dass wir gar nicht mehr unsere körperlichen Bedürfnisse wahrnehmen oder sie einfach ignorieren. Und manchmal drücken wir dann auch Emotionen weg, die wir gerade nicht fühlen wollen. Wir bewohnen unseren Körper gar nicht mehr wirklich. Sind vielmehr abgetrennt. Und all das in Summe macht nicht wirklich gesund, sondern eher krank.
Mit Körperfreundschaft können wir uns wieder ver-binden, sozusagen ein Band zwischen Körper und unserem Sein spannen. Und das kann viele Türen für Gesundheit, Heil und Fülle öffnen.
Was ist Körperfreundschaft überhaupt?
Körperfreundschaft ist für mich eine freundschaftliche Beziehung zu meinem Körper. Eine Beziehung, in der ich meinem Körper liebevoll, wertschätzend, respektvoll, vertrauensvoll und aufmerksam begegne. In der wir einander zuhören. In der wir miteinander – Hand in Hand – durchs Leben gehen, tanzen, lachen, singen, weinen, springen… Mit anderen Worten: Wir sind einander richtig gute Freunde.
Körperfreundschaft ist für mich eine innige Verbindung zu meinem Körper. Und diese Verbindung öffnet viele Türen. In Körperfreundschaft dreht es sich nämlich nicht mehr um das oberflächliche Sixpack, den Taillenumfang oder die Zahl auf der Waage. Es geht in die Tiefe, in die Verbindung.
Dein Körper ist immer für dich
Karl Grunick, ein internationaler Bewusstseins- und Transformationstrainer beschreibt es passend mit den Worten: „Der Körper sagt immer die Wahrheit. Der Verstand lügt wie gedruckt.“ Ein bildhaftes Beispiel fürs Wahrheit-Sprechen des Körpers ist zum Beispiel ein Lügendetektor 😉 Damit möchte ich an dieser Stelle keine Hierarchie zwischen Körper und Verstand herstellen, sondern betonen, welche Weisheit wahrhaftig im Körper steckt. Karl Grunick nennt das KI (Körperintelligenz). Paracelsus nannte es unseren inneren Arzt. Ayurveda nennt es Intuition. Für Alexander Lowen war die Fähigkeit des Körpers, Erinnerungen und Emotionen zu speichern, die Basis für die Entwicklung der Bioenergetik. In seinem Buch The Body Keeps the Score betont Bessel van der Kolk die Rolle des Körpers bei der Verarbeitung von Trauma und emotionalen Erlebnissen. Er zeigt auf, dass der Körper oft Erinnerungen an Traumata speichert und diese Verbindung von Körper und Geist wichtig ist, um emotionale Heilung zu erreichen. Es ist also kein spirituelles Konstrukt, dass unser Körper weise ist und mit unserer Psyche zusammenhängt. Psychosomatik ist erforscht und wird von immer mehr Experten bestätigt.
Beispielsweise erklärt die American Psychological Association in einem Artikel, dass Stress alle Bereiche des Körpers beeinflusst und das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung enorm steigern kann. Anerkannte Mediziner, Ärzte und Psychologen wie Gabor Maté, Rüdiger Dahlke oder Peter Levine betonen die Bedeutsamkeit, Körper und Psyche miteinander zu verbinden. Diese Verbindung ist sowohl fürs Erkennen der Botschaft „Was will der Körper durch das Symptom ausdrücken“ als auch für den Heilungsprozess von großer Bedeutung. Und ein erster Schritt in diese Verbindung könnte deine Körperfreundschaft sein.
Welche Türen öffnet Körperfreundschaft?
Wenn wir annehmen, dass unser Körper unser Freund ist. Dann hat das viele Folgen. Zum Beispiel:
- ich begegne meinem Körper bewusst und lausche in ihn hinein
- ich respektiere meinen Körper und vertraue ihm
- ich sorge für meinen Körper und mein Körper sorgt für mich
- ich fühle mich wohl und zuhause in meiner Haut
- ich bewege mich voller Freude und mach intuitiv das, was sich gut anfühlt
Füreinander. Miteinander. Hand und Hand.
Allein diese Haltung von Teamplay ermöglicht uns Heilung, weil die Bereitschaft da ist. Allein aus dieser Haltung können wir uns überhaupt auf die Idee einlassen, dass unser Körper uns mit seinen Symptomen, Schmerzen oder Krankheiten etwas sagen möchte.
Körperfreundschaft ist eine wundervolle Verbindung, die immer für dich da ist. Dann fühlt sich Bewegung natürlich und freudvoll an. Dann bist du verbunden und zuhause in deinem Körper (-haus). Dann spürst du auch ganz intuitiv, was dein Körper gerade braucht. Dann öffnest du dich für die Idee, dass ein Symptom vielmehr eine Botschaft ist und dein Körper dir damit etwas sagen möchte.
Im Kern bedeutet das: Körperfreundschaft öffnet dir viele Türen für ein Leben in vollster Gesundheit. Und hinter einer Tür wartet: Bewegungsfreude. Hinter der nächsten Tür: Leichtigkeit. Hinter einer anderen Tür wartet: Ausgeglichenheit oder Verbundenheit.
Schenke dir jetzt eine Begegnung mit deinem Körper
Durch welche Tür würdest du gerne gehen – Hand in Hand mit deinem Körper? Ist es die Leichtigkeit, nach der du dich sehnst? Oder das Gefühl, zuhause zu sein in deiner Haut? Oder sehnst du dich nach mehr Energie? Ich dachte früher: „Ich will durch die Tür gehen, hinter der ein Podest bei den Olympischen Spielen auf mich wartet“. Aber mein Körper wollte nicht durch diese Tür gehen.
Also – schenk dir vielleicht jetzt einen Moment des Innehaltens, der Begegnung mit deinem Körper. Was wollen du und dein Körper gemeinsam? Und vielleicht magst du die Begegnung mit einem DANKE abschließen. Ein Danke an deinen Körper für eine Sache, für die du ihn in diesem Moment wahrhaftig schätzt.
Ich wünsche dir eine innige Körperfreundschaft.
Falls du so richtig tief in deine Körperfreundschaft eintauchen magst oder dir Unterstützung auf diesem Weg wünschst, melde dich gern bei mir.